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MerckMahl – Kommt die Cultured Meat-Revolution?

Verfasst von Lena Rieble am 09.12.2020 unter Unternehmensnews

Am 2. Dezember fand das zweite MerckMahl unter dem Motto „Kommt die Cultured Meat-Revolution?“ als digitale Veranstaltung statt. Rund 50 geladene Gäste diskutierten über Cultured Meat-Produkte, die Ernährungsgewohnheiten und Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Aspekte wie Tierwohl und Ernährungssicherung. Genius organisierte die Veranstaltung im Auftrag der Merck KgaA.

In seiner Keynote sprach Prof. Dr. Thomas Herget, Leiter des Silicon Valley Innovation Hub von Merck, über die Herausforderung, in 30 Jahren etwa 9,7 Milliarden Menschen zu ernähren. Vor allem im Bereich der Proteine werde es einen Engpass geben. Derzeit greife man verstärkt auf Tiere zurück, um sich mit Eiweißen zu versorgen. Doch der derzeitige Produktionsprozess sei nicht nachhaltig. Herausforderungen gäbe es bei Klima- und Umweltschutzaspekten, im Bereich des Tierwohls sowie unter Gesundheitsgesichtspunkten. Cultured Meat könnte eine Alternative sein. Unter anderem daher wurde es für Merck zum Innovationsfeld. Hier will der Konzern sein Know-how einbringen, um es Anbietern zu ermöglichen, Cultured Meat-Produkte zur Marktreife zu entwickeln.

Alexander Holst, Policy Manager beim Good Food Institute Europe (GFI), erläuterte in seinem Kurzimpuls, dass Cultured Meat als alternative Proteinquelle zu einem nachhaltigeren, gesünderen und gerechteren Ernährungssystem beitragen könne. Der Vorteil von Cultured Meat sei dabei, dass es „wie konventionell hergestelltes Fleisch“ schmecke. Aber auch Preis und Zugänglichkeit spielten eine große Rolle. Diese drei Faktoren seien für die meisten Verbraucher die Hauptfaktoren ihrer Kaufentscheidung. „Wir brauchen noch mehr Investitionen, um technologische Fortschritte zu machen, um die Herstellungsweise von Cultured Meat zu optimieren, um Kosten zu reduzieren“, sagt Holst.

In der anschließenden Expertendiskussion brachten neben Alexander Holst, Dieter Janecek (MdB, Bündnis 90/Die Grünen), Margareta Hellmann (Progressive Agrarwende) und Maike Becker-Krüger (Merck) ihre Sichtweisen auf Fragestellungen rund um Tierwohl, Verbraucherwünsche und Nachhaltigkeit ein.

Es gäbe verschiedene ethische Gründe, sich für eine vegane oder vegetarische Lebensweise zu entscheiden, daher könne Cultured Meat auch für einige Vegetarier oder Veganer eine Option sein, die sich aus Tierwohl- oder Klimaschutzgründen für ihre Ernährungsweise entschieden haben, betonte Margareta Hellmann. Sie merkte an, dass es kritisch zu sehen sei, dass so viel landwirtschaftliche Fläche dafür genutzt werde, Kalorien zu veredeln und in Form von Fleisch zu konsumieren. Viele Mitglieder der Progressiven Agrarwende seien begeistert von der Möglichkeit, Fleisch in Reaktoren herstellen zu können und die landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau pflanzlicher Produkte nutzen zu können.

Dieter Janecek bestätigte, dass Cultured Meat auch in der Politik auf Interesse stoße. Dabei beschäftige man sich mit den Themen Tierwohl und Agrarwende und der Frage, wie wir zu einer nachhaltigeren Ernährung der Weltbevölkerung kommen können. Cultured Meat sei eine Option, bei der es jedoch noch Herausforderungen gebe, z. B. bei der Frage der Kosten, des Energieaufwands und der Forschung. „Wenn da Politik den Rahmen noch besser setzen kann, bin ich sehr dafür, das zu tun“, so Janecek. Denn man könne es sich nicht leisten, darauf zu warten, dass sich die gesamte Weltbevölkerung in Zukunft vegan oder vegetarisch ernähre. Bei der Agrarwende könne man nicht allein auf das Individuum setzen, sondern müsse auch Alternativen fördern.

In Deutschland und Europa stehe man bei Cultured Meat noch am Anfang, auch was die politische Diskussion sowie Fragen der Regulation und Zulassung betreffe, berichtete Maike Becker-Krüger. Es gebe aber inzwischen eine Sensibilität und ein Verständnis, dass der aktuelle Konsum nicht nachhaltig sei. „Wir reden technologieoffen über die Alternativen und Möglichkeiten“, so Becker Krüger. Das sei ein erster guter Schritt.

Cultured Meat könne auch bei der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie eine große Rolle spielen, fügte Alexander Holst hinzu und betonte, dass alternative Proteinquellen ein Fokus des neuen Forschungsförderungsprogramms „Horizon Europe“ sein soll.

Im Anschluss stellten sich die Impulsgeber und Panellisten den Fragen der Zuschauenden. Diskutiert wurde dabei unter anderem über die Marktreife von Cultured Meat-Produkten, den Produktionsprozess sowie die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, Cultured Meat-Produkte zu akzeptieren. Die Speaker waren sich einig, dass es zumindest eine gewisse Verbrauchergruppe gebe, die direkt zum Kauf dieser Produkte bereit wäre.

Das MerckMahl ist ein Netzwerkformat, bei dem in lockerer Atmosphäre gesellschaftlich relevante Themen, Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert werden. Das MerckMahl – „Kommt die Cultured Meat-Revolution?“ war die zweite Edition der Veranstaltungsreihe, die von der Genius GmbH im Auftrag von Merck KGaA organisiert wird. Lesen Sie hier auch den Bericht zum 1. MerckMahl: Clean Meat – Fleisch essen mit gutem Gewissen?

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