Skip to main content

MerckMahl: Clean Meat – Fleisch essen mit gutem Gewissen?

Verfasst von Lena Rieble am 24.01.2020 unter Unternehmensnews

Rund 70 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien trafen sich am 15. Januar 2020 zum MerckMahl in Berlin, um über Clean Meat zu diskutieren. Clean Meat ist Fleisch, welches aus tierischen Zellen im Labor hergestellt wird. Zu der Veranstaltung lud Genius im Auftrag von Merck/M Ventures und Mosa Meat ein.

Maarten Bosch, CEO von Mosa Meat, betonte in seinem Begrüßungsimpuls das Potenzial von Clean Meat. Die Nachfrage nach Fleisch werde bis 2050 um 70 Prozent steigen. Die negativen Konsequenzen, beispielsweise hohe Treibhausgasemissionen und der Verbrauch von Land und Wasser, seien bekannt. Mosa Meat sei eine echte Alternative, denn „es ist echtes Fleisch“, aber ohne die negativen Produktionsfolgen. Sein Unternehmen wolle konventionelles Fleisch jedoch nicht völlig ersetzen, sondern eine Alternative in der Wertschöpfungskette bilden. Noch sei die Produktion sehr teuer, doch bis in fünf Jahren wolle man die Kosten deutlich reduzieren.

Johannes Kopton, Mitgründer der Initiative „Progressive Agrarwende“, regte in seinem Kurzimpuls zum Nachdenken an. Fleisch aus dem Labor werde oft als „künstlich“ oder „unnatürlich“ bezeichnet. Die Frage sei jedoch: „Was ist Natur?“ Denn viele Dinge, die unser tägliches Leben bestimmen, seien ebenfalls „voll unnatürlich“. Für die Akzeptanz neuer Produkte brauche es einen Prozess der sozialen Aneignung. Die Macht über die Produktionsprozesse von Clean Meat läge jedoch vor allem bei Unternehmen und Behörden und sei dem Verbraucher nicht zugänglich. Dieser Zugang sei jedoch auch in der Massentierhaltung nicht gegeben. Daher ziehe er Clean Meat der Massentierhaltung vor.

In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Maarten Bosch (Mosa Meat), Hubertus Paetow (DLG), Dr. Martina Stephany (Vier Pfoten) und Mario Brandenburg (FDP) über das Potenzial von Clean Meat. Stephany machte deutlich, dass sich die Produkte vor allem an Fleischliebhaber, nicht an Vegetarier oder Veganer richteten. So könne Clean Meat einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz leisten, indem es das Billigfleischsegment ablöse. „Das gibt mir Hoffnung als Tierschützerin“, sagte Stephany. Bosch betonte hingegen, dass der Beitrag zum Klimaschutz, insbesondere die Vermeidung des Methanausstoßes, einer der Hauptgründe für die Entwicklung von Clean Meat sei.

Brandenburg stellte fest, dass die Diskussion über Clean Meat mehrere Politikbereiche betreffe, insbesondere aber Innovations- und Verbraucherschutzpolitik. Aus innovationspolitischer Sicht sollten neue Produkte nicht ausgebremst werden, der Verbraucherschutz sehe die Situation aber „durch eine andere Brille“. Wenn das Endprodukt jedoch erfolgreich geprüft wurde, dann müsse es auf den Markt gebracht werden.

Paetow betonte, dass am Ende der Verbraucher entscheide, was konsumiert wird. Für Landwirte bedeute die Produktion von Clean Meat jedoch, dass Wertschöpfung von der Landwirtschaft in die Industrie wandere. Er gehe zwar davon aus, dass der Umstieg auf kultiviertes Fleisch länger dauern werde als gedacht. Trotzdem müssten sich die Landwirte bereits darauf einstellen, dass kein Wachstum mehr zu erwarten sei. Sie könnten aber beispielsweise in Zukunft Pflanzen für die Herstellung des Nährserums, welches für die Herstellung von Clean Meat benötigt wird, anbauen.

Zuletzt stand die Frage im Raum, welche Produktbezeichnung für den deutschen Raum geeignet wäre. Dabei wurde deutlich, dass der richtige Name noch nicht gefunden wurde. Laut Umfragen käme aber Cultured Meat bei den Verbrauchern besonders gut an, so Stephany. Nach einer lebhaften Fragerunde rief Frédéric Pétit, Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, zum schnellen Handeln auf. Dabei seien vier Punkte von zentraler Bedeutung: eine größere Risikobereitschaft, die Bemühung um Lösungen auf europäischer Ebene, die Definition global gültiger Umweltleistungsindikatoren und die Vermittlung des Sinns der Innovation für den Verbraucher.

Das MerckMahl ist ein Netzwerkformat, bei dem in lockerer Atmosphäre gesellschaftlich relevante Themen, Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert werden. Diese Veranstaltung wurde von der Genius GmbH im Auftrag von Merck/M Ventures und Mosa Meat organisiert.

Artikel teilen